Als Gründungsmitglied der KG ROT GOLD Dinslaken e.V. hattest du dir einen Namen gemacht. Als wir in die Karnevalsgemeinschaft aufgenommen wurden hatte ich das Gefühl, das alle an Karneval interessierten Bürgerinnen und Bürger in Dinslaken Wolfgang Wiese kannten. Das kann an deinem Beruf gelegen haben. Denn als Pressemann berichtetes du natürlich von den kleinen und großen Ereignissen in Dinslaken, Voerde und Hünxe. Dein Kollege, der Leiter der NRZ in Dinslaken war, versuchte seine Bedeutung mal zu unterstreichen indem er dich im Sportteil seiner Zeitung mitten im Jahr mit Narrenkappe abdrucken ließ.
Jeder wusste, wer „Wowie“ war.
Nicht zuletzt machte sich das auch in deinen Bühnenauftritten bemerkbar.
Als „Kicki Hahn“ präsentiertest du in Kabarettnummer die politischen Ereignisse der letzten Zeit. So saßest du an einem Tisch auf der Bühne und über das Telefon kamen dann die aktuellen Nachrichten. Diese wurden dann von dir humoristisch und kritisch dargeboten.
In so manchen Jahren verpacktest du die politischen Spitzen in parodistischen Liedern, die von dir, Gisela, Birgit, Angelika und Beate vorgetragen wurden.
Mache Karnevalsnummer bekam ihren besonderen Reiz durch mangelnde Übungszeit. Denn dein Anspruch, immer so aktuell wie möglich zu sein, und der notwendigen Probezeit der Mitwirkenden ging zu Lasten der der freien Rede.
Das gleiche Phänomen zeichneten deine Gesangsbeiträge aus.
Viele Jahre hast du zur jeweiligen Session ein Motto Lied geschrieben. Meistens im ¾ Takt gehalten würdigtest du die Trabrennbahn, die Stadtbibliothek, die Kartoffelkiste usw. mit einem „Mottoschlager“. Dein „Am alten Rittertor“ ist bis heute unser Vereinslied, dass von Gisela präsentiert wird. Mit diesem Song hast du dir selbst ein Denkmal gesetzt.
Deine Begabung für jedes Jahr ein neuen Mottoschlager zu produzieren, verdeutlichte mir, dass diese Begabung ein originärer Bestandteil im Karneval sein musste. Andere Künstler in den befreundeten Vereinen, haben ebenfalls eigene Lieder geschrieben, die zum Teil auch einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht haben.
Der Wunsch, diese kreativen Werke für die Nachwelt zu erhalten, brachte mich auf die Idee, die Künstler zu versammeln und eine Kassette mit deren Lieder zu produzieren. Im Tonstudio Keusgen in Haltern kamen unter der musikalischen Leitung der „Iquillies“ (unsere Hausband), Wolfgang Wiese, der Männerchor Dinslaken mit dem Männerchor Pinsch Bamak von 1958, Walter Kersken, Rainer Woito, de Crou, Moor, Keusken, Friedhelm Dickmann, Wolfgang Köllges, Fr. Rieger, R. Hilringhaus, Chr. Kienold und mit mir als Produzenten, zusammen.
In den 80er Jahren, griffen die Amerikaner den Irak an. Sohn Busch wollte wohl der Welt zeigen, dass er besser Krieg führen kann als sein Vater Busch sen. hatte bereits vorher gegen den Irak verloren.
Die Karnevalswelt war gespalten. Die einen wollten alle Karnevalsveranstaltungen ausfallen lassen. Und die anderen wollten gerade in solchen Zeiten ein fröhliches Zeichen setzen. Du lieber Wolfgang warst einer von denen, die für das Ausfallen unsere Prunksitzung war. Das Bush jun. die ganze Welt belogen hatte konnten wir damals nicht wissen.
Als mit dem Mauerfall die deutsche Wiedervereinigung geschah, hatte ich angeregt, dass wir mit einem Karnevalsverein aus der ehemaligen DDR eine Freundschaft beginnen sollten. Der Verein unserer Wahl war der LCC (Lebuser Carneval Club) aus Lebus nahe bei Frankfurt an der Oder.
Du lieber Wolfgang warst immer ein glühender Befürworter dieser Partnerschaft. Bei den Reisen dorthin warst du auch immer dabei. Das war für uns immer wichtig.
Als Sitzungspräsident hast du so manche Sitzung geleitet. Die jeweilige Lieblichkeit hat dich zu den zahlreichen Außenvertretungen anderer Karnevalsvereine, begleitet. Du und unsere Lieblichkeit waren „unser Prinzenpaar“.
Als du wieder Lust bekamst mit einem eigenen Programmbeitrag teilzunehmen, wurde das Amt eines 2. Sitzungspräsidenten eingeführt.
Ich persönlich habe dich und deine Haltung immer sehr geschätzt. Du konntest deine Meinung, dank besserer Kenntnis, verändern. Du konntest eigene Fehler eingestehen. Du hast immer für die Qualität der Bühnenbeiträge gekämpft. Du warst für mich immer der Kulturträger des Vereins.
Als ich damals mit den Büttenreden anfing hast du mir gezeigt wir die notwendige Rhetorik eingesetzt werden muss.
Meine Nummer als „Hermeline“ lehntest du komplett ab. Als ich nach der Generalprobe von der Bühne kam, hast du mich angeschrienen und aus deiner Ablehnung derartiger Vorträge keinen Hehl gemacht.
Es war Donnerstag und am darauffolgenden Samstag sollte ich mein Programm auf der Bühne präsentieren. Obwohl du meinen Auftritt komplett abgelehnt hast, hatte ich nicht das Gefühl, dass du mich gemeint hast. Im Mittelpunkt stand deine Sorge, dass das Publikum und die Öffentlichkeit diesen Vortrag zerreißen würden.
Ich brauchte Hilfe. Die fand ich in Rolf Köpping unserem 1. Vorsitzenden.
Am nächsten Tag kam er zu mir nach Hause und hat die Büttenrede noch einmal überarbeitet.
Ich hatte durch dich gelernt, was auf der ROT GOLD Bühne geht und was nicht. Wie es besser zu machen sei, hast du mir nicht gezeigt. Aber einer der erfahrensten, Rolf, übernahm dann diese Aufgabe. Insgesamt gab mir dieser Vorgang das Gefühl im richtigen Verein zu sein.
Text: Egon van Lirop
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